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Workshops mit Bob Neimeyer

am 28. Juni 2017 in Hamburg und am 01. und 02. Juli 2017 in Bonn

Trauerberatung als Rekonstruktion gelebter
Beziehungen

Der renommierte Trauerforscher aus den USA Prof. Dr. Robert A. Neimeyer zu Gast in Deutschland

Teilnehmer des Workshops mit Bob Neimeyer

Ein Foto der Teilnehmenden mit Bob Neymeier, David Roth und Chris Paul.


Es war ein bewegender Tag für alle Besucher der Workshops. Der weltweit führende Trauerforscher Robert Neimeyer hat uns einen tiefen Einblick in seine intensive Arbeit mit Trauernden gewährt und er hat uns spüren lassen, was es heißt, Menschen deren Trauer kompliziert und scheinbar aussichtslos verläuft, helfen zu können.

Diese Fortbildung war eine Kooperationsveranstaltung von
"Hamburg Leuchtfeuer Lotsenhaus"
„TrauerInstitut Deutschland - Chris Paul"
„Pütz-Roth Bestattungen und Trauerbegleitung"


Beschreibungen der Workshopinhalte


               1. Workshoptag in Bonn / Hamburg
Die Hintergrundgeschichte der Beziehung verstehen

Workshop in englischer Sprache, durchgehend übersetzt
von Chris Paul

Der Tod beendet ein Leben, aber nicht notwendigerweise eine Beziehung. Auf dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse betrachten wir Trauerprozesse als etwas, wobei Beziehungsfäden zu den Verstorbenen neu geknüpft werden, statt sie endgültig fallenzulassen. Dabei beachten wir, welche Umstände diesen natürlichen Prozess behindern können.

Videoaufzeichnungen von Gesprächen mit KlientInnen, die ein Kind, ein Elternteil oder einen Partner verloren haben, sensibilisieren die Teilnehmenden für verschiedene Interventionen und Methoden, mit denen die Hintergrundgeschichte einer Beziehung zuerst sichtbar wird. Daran anschließend werden die zugrundeliegenden Bedeutungsmuster einer über den Tod hinaus bestehenden Beziehung verständlich und schließlich gibt es Möglichkeiten, Veränderungen anzubieten.

Der/die Verstorbene wird „neu vorgestellt" und in die soziale und emotionale Welt der Hinterbliebenen integriert. Die anhaltende Verbundenheit mit dem geliebten Menschen ermutigt zu einem Blick in die Zukunft und zu einem Durcharbeiten von Schuldfragen, Wut und Verzweiflung, die der Tod und das zuvor gemeinsam gelebte Leben ausgelöst haben. 

Die Teilnehmenden lernen

• Risikofaktoren und Symptome einer anhaltenden Trauer zu identifizieren
und mit ihnen zu arbeiten
• KlientInnen anzuregen, die Rolle des Verstorbenen für ihre eigene
Identität zu verstehen
• Den eingefrorenen Dialog mit den Verstorbenen neu zu beleben, um den
Trauerprozess voranzubringen
• Dimensionen der „unsicheren Bindung" zu verstehen, die Trauerprozesse
erschweren
• Formen anhaltender Verbundenheit zu unterscheiden in die Formen, die
hilfreich und gesund sind und die, die das Weiterleben erschweren
• Techniken, die den imaginierten Dialog zwischen Verstorbenem und
Hinterbliebenem gestalten
• Techniken, um die bisher unsichtbare „Loyalitäten" des Trauernden zum
Verstorbenen sichtbar zu machen, wenn sie das Weiterleben erschweren.

Das Handout von Bob Neimeyer zum ersten Workshoptag als pdf-Datei können Sie hier ansehen/drucken.


 
                                2. Workshoptag in Bonn
Die Geschichte des Sterbens und der eigenen Trauer verstehen

Workshop in englischer Sprache, durchgehend übersetzt
von Chris Paul

Der Workshop startet mit der Macht der „Präsenz" als fundamentale Dimension der therapeutischen/beraterischen Beziehung in der Fähigkeit, „den Rahmen zu halten". Abschließend geht es darum, wie wir ohne Umwege die Bedürfnisse unserer KlientInnen identifizieren können, vor allem, wenn sie unter anhaltender Trauer leiden.

Dann werden wir uns damit beschäftigen, wie ein sicherer „Container" etabliert werden kann für ein heilsames „Wiedererzählen" des Verlustes. (Basierend auf dem dualen Prozessmodell von Stroebe/Schut und dem Ansatz von Neimeyer zur Rekonstruktion von Sinn und Bedeutung).

Anhand von Videoaufzeichnungen echter Gespräche mit KlientInnen, die Angehörige durch Krebs, Unfall oder Suizid verloren haben, lernen wir:

Die Geschichte „zwischen den Zeilen" zu hören

• Die bisher unausgesprochene Bedeutungsebene, die sie dem Tod und ihrer
Trauer geben, wahrzunehmen
• Wie wir KlientInnen unterstützen können, die Geschichte des Sterbens in
ihre gesamte Lebensgeschichte zu integrieren.

Ziele sind

• Verbesserte Wahrnehmung von Risikofaktoren und Symptomen von
Trauerprozessen und ihrer Einordnung
• Intensivierte Bewusstheit für die Herausforderung an Spiritualität und
Sinnfragen, die gewaltsame Tode mit sich bringen
• Fähigkeit, zwischen therapeutisch begründeter „Präsenz" und
„Nicht-Präsenz" unterschieden zu können"
• Erweiterter Methodenschatz, der KlientInnen hilft, ihren Verlust und ihre
Trauer in eine für sie als sinnvoll erlebte innere Ordnung zu bringen.
Dazu gehören der Gebrauch von Metaphern, Körperarbeit und verschiedene
erzählerische Interventionen wie das heilsame „Wiedererzählen" und das
„Wiederaufsuchen" einzelner Situationen der Verlustgeschichte
• Fähigkeit, zu unterscheiden zwischen direktem Erzählen mit starker
emotionaler Beteiligung und dem Erzählen mit innerer Distanz, die eine
Modulation der aufsteigenden Gefühle ermöglicht.

Das Handout von Bob Neimeyer zum zweiten Workshoptag als pdf-Datei können Sie hier ansehen/drucken.

Referent:

Robert A. Neimeyer, Ph.D. ist Professor in der Fachabteilung für Psychologie an der Universität in Memphis, an der er auch eine klinische Praxis hat. Seit dem Abschluss seiner Doktorandenausbildung an der Universität von Nebraska 1982 hat er 27 Bücher veröffentlicht, einschließlich Techniques of Grief Therapy: Creative Practices for Counseling the Bereaved und Grief and the Expressive Arts: Practices for Creating Meaning (beide mit Routledge) und dient als Herausgeber der Fachzeitschrift Death Studies. Der Autor von über 400 Artikeln und Buchkapiteln arbeitet zur Zeit an der Entwicklung einer angemessenen Theorie der Trauer als Sinnstiftungs-Prozess, sowohl in seinen veröffentlichten Werken, als auch durch seine häufig professionellen Workshops für nationales und internationals Publikum.
Der Empfänger des MISS Foundation’s Phoenix Award: Rising to the Service of Humanity, ist Vorsitzender der “International Work Group for Death, Dying, & Bereavement” und Präsident der “Association for Death Education and Counseling”. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Beiträge erhielt er den “Eminent Faculty Award” von der Universität in Memphis, wurde Mitglied der Abteilung Klinische Psychologie des amerikanischen Psychologen-Verbandes und bekam die „ADEC’s Research Recognition“ und „Clinical Practice Awards“ und wurde als Ehrenmitarbeiter von der “Viktor Frankl Association” für seine Karrierebeiträge zu den Studien der menschlichen Bedeutung ausgezeichnet.

Mehr über Bob Neimeyer und seine Arbeit finden Sie hier auf seiner Internetseite.