Jahreskünstlerin 2009 bei Pütz-Roth
Geboren in Chicago, Illinois, USA
1961-1965 | Smith College in Northampton, Massachusetts, B.A. in Art |
1965-1967 | University of California, Berkeley, Calif. (Malerei) |
1985 | Stadtkünstler, Wilhelmshaven |
1988 | Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn |
Sie arbeitet und lebt seit einigen Jahren in Köln
Eine Auswahl Ihrer Arbeiten:
Über die Bildhauerin Victoria Bell schreibt Manfred Schneckenburger:
„… Seit über einem Vierteljahrhundert realisiert und entwickelt sie mit zäher Obsession und Vision ihr kraftvolles Werk zwischen biomorphem Wachstum und dynamischer Konstruktion. Nichts sieht auf den ersten Blick wie kühle Berechnung aus, nichts atmet den Geist wissenschaftlicher Analyse. Stattdessen: eine geschmeidige, bildnerisch gefügte Holzverion megalithisch wirkender Formen, mit stählernen Verbindungsstücken. Längliche Holzkloben und Klötze, stabil ineinander geschoben und doch optisch bewegt. Alles wuchtig gekippt und doch fest verstrebt. Alles schierer Vorstoß von Kräften und doch in heimlicher Balance. Die Massen jonglieren auf kühne Weise ihr Gleichgewicht aus und entfalten sich doch vorwiegend in schlüssiger Harmonie. Zyklopisches Knochenwerk aus Holz mit Prothesen aus Stahl… „
Victoria Bell beschreibt ihre Arbeit so:
“Ich arbeite selber mit der Hand, wie in der Malerei, gehe direkt mit dem Material – dem Baum – um, so dass ich Erlebnisse und Empfindungen haben kann.
Ich mache eine aufgebaute Landschaft, versuche, wie Cezanne, ‘reliser sur Natur’. Sie ist ein Prozess von Ereignissen, die untereinander kausale Beziehungen haben. Erfunden.
Mit einer Skizze fange ich an, der Prozess ist durchaus offen, so dass der Betrachter die ‘Landschaft’ selber neu im Kopf vollenden kann, mit seinen eigenen Assoziationen, während er sie umgeht. Die Masse und Jahresringe des Baumes = Einsteins Gravitation. Wie die Ringe sich variieren = Gravitationswellen.
Ich liebe starke Gegensätze: Masse/Licht oder Raum; Holz/Metall; Energie oder Variation in der Geschwindigkeit/Ausdehnung in die Zeit; Den Raum schiebend. Ich zeichne die Teile von verschiedenen Seiten auf dem Boden um Gegensätze zu schaffen.”
Einzel-Aussellungen (Auswahl):
1974 | Galerie Oppenheim, Brüssel |
1975 | Kunstverein Brühl |
1976 | “Analogien”, Rheinisches Landesmuseum, Bonn |
1977 | Galerie Falazik, Neuenkirchen |
1980 | “Tor” (‘Gateway’), Installation Hahnentorburg, Köln |
1984 | Städtische Sammlungen, Duisburg-Rheinhausen |
1986 | Galerie Carla Stützer, KölnAußerdem auch: -88 / -91 / -93 / 2000 / -03 /-06 |
1994 | Galerie Haar, Mönchengladbach |
Galerie Carol Johnson, München | |
1995 | Bundesministerium für Verkehr, Bonn |
Galerie Path, Aalst, Belgien | |
1997 | Rhona Hoffmann Gallery, Chicago, USA |
2003 | Flottmann-Hallen, Herne |
2004 | Lemmons Contemporary, New York, USA |
Gruppen-Ausstellungen (Auswahl):
1978 | Bildhauersympoium, Bremen |
1981 | “New Artists: New Directions”, Marianne Deson Gallery, Ghicago, USA |
1987 | “Das verborgene Museum”, Akademie der Künste, Berlin |
1991-1997 | ART COLOGNE, Galerie Carla Stützer, Köln |
1994 | “Besinnung”, Bildhauersymposiom, Strausberg, Berlin |
2002 | “Köln-Skulptur”, ART COLOGNE, von Linda Durham Contemporary Art, Galisteo, N.M., und New York, USA |
2007 | Linda Durham Contemporary Art, Santa Fe, N.M., USA |
2008 | “Licht-Kunst-Licht”, Artoll, Bedburg-Hau |
2009 | “Aus dem Stamm – Die Sinnlichkeit des Materials – Holzskulpturen heute”, Kooperation des Kunstvereins Willhelmshöhe, Ettingen und Städtischen Kunstmuseum, Singen |
Ankäufe
Kolumba, Köln; Museum Ludwig, Köln; Collection Dobermann, Chef du Pont, Normandie; Stadt Chicago, USA; Stadt Duisburg-Rheinhausen; Stadt Wesel; Stadt Wilhelmshaven.
Verabschiedung der Jahreskünstlerin Victoria Bell
Das “artler-Team” (Künstler aus dem Bergischen) berichtet über die Veranstaltung “Die Landschaft durchquerend” vom Dienstag, 17. August 2010 –
Finissage der Jahreskünslerin Victoria Bell im Haus der Menschlichen Begleitung:
Mit ihrer rauchigen Stimme und dem Sinatra Song „Come fly with me“ läutet Ariane Jacobi mit ihrem Quintett die Finissage der Jahreskünstlerin Victoria Bell am 17.08.2010 im Haus der menschlichen Begleitung Pütz -Roth in Bergisch Gladbach ein. Ariane Jacobi entführt die Zuhörer mit ihrem Stück in ihre eigene Welt, die sie phantasiereich mit ihrer Stimme darstellt. Und es scheint, dass dieses Jazzstück genau das Motto für diese ungewöhnliche Idee darstellt, die Fritz Roth vor ca. 7 -8 Jahren geboren und schließlich im Jahre 2005 in seinem Haus mit den Jahreskünstlern umgesetzt hat.
Denn es ist wie ein Höhenflug, wenn ein Jahreskünstler von der Jury ausgewählt wird, um dann ein Jahr lang seine künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen, mit denen er sich aktuell beschäftigt durch die reale Begegnung mit „Sterben, Tod und Trauer“ zu bereichern.
Die Idee, die dahinter steht, erklärt Fritz Roth folgendermaßen: “Schon immer konnte Kunst erheblich zur Bewältigung von Lebenskrisen beitragen – ebenso sehr haben solche Krisen Künstler immer wieder zu herausragenden Werken inspiriert.” In seiner Rede gedenkt Fritz Roth der ersten Jahreskünstlerin Krimhild Becker, die zu Beginn des Jahres verstorben ist. Sie habe ihn immer wieder ermutigt die Jahreskünstler-Idee weiter voran zu treiben. Denn Fritz Roth`s Vision ist, dass “dieses Haus eine Heimat wird, ein Haus der Kultur”.
Ihn beschäftigt vor allem die spannende Frage “Wie lässt der Kunstschaffende sich über den Tod für das Leben berühren, neue Dimensionen hinter dem Sein zu entdecken und in neue Welten aufzubrechen?”
Victoria Bell, Skulpturistin und Malerin, geboren in Chicago, Illinois, USA habe gemäß ihres Namens “wie eine Siegesglocke” geläutet und 2009 die “mammut trees” nach Bergisch Gladbach gebracht. Der neue Jahreskünstler Michael Wittassek aus GL (“der schönsten Stadt der Welt”, so Herr Roth) wird 2011 als 2. Fotokünsler in das Haus der menschlichen Begleitung “einziehen”.
Für Dr. Wolfgang Vomm, Leiter Direktor der städtischen Galerie Zanders, ist Kunst etwas, was unsere Neugierde produzieren soll. “Kunst ist eigentlich immer etwas anderes, als das, was wir uns vorstellen.” Victoria Bell`s kleine und große Holzarbeiten, “Schwer bedrängend, archaisch und gewichtig erinnern an ein Relikt aus alten Kulturen”. Victoria Bell arbeitet mit sehr hartem Material, Eiche und Ulme sind ihre bevorzugten Hölzer. Diese verbindet sie mit Metall. Seit 2009 hat sie für den Garten des Hauses eine große Skulptur erstellt, die an ein Schiff erinnert und den Namen “Magnetisches Segel” trägt. Für Dr. Wolfgang Vomm hat “Die Schwere und Archaik des Materials auch etwas ganz Sensibles und Leichtes.” In den von Kerben geprägten Oberflächen spiegeln sich Licht und Schatten wieder, wie in einer Landschaft.
Ihre Kombination von Holz und Metall sind inspiriert durch den Eisenbahn- und Jachtbau. Beim Betrachter entstehe das Gefühl, die Skulpturen von Victoria Bell seien potentiell beweglich. Bei den älteren Arbeiten habe sie sich über den natürlichen Wuchs des Materials hinweg gesetzt, die neueren Arbeiten hingegen lassen dem natürlichen Wuchs seinen Lauf. Es sind Arbeiten “zwischen biomorphem Wachstum und dynamischer Konstruktion”, denn Victoria Bell liebt starke Gegensätze.
„Die Landschaft durchquerend“ ist eine handsignierte limitierte Auflage, die jedem Besucher als Geschenk überreicht wurde.
Michael Wittassek der seine Arbeit an der Kürtener Straße 2011 aufnehmen wird, ist Fotograph.
Er zeigt jedoch wenig Interesse an der Abbildung von Realität. Voyorismus sei ihm fremd. Vielmehr erstellt Michael Wittassek Fotos von Fotos. Ihn interessiert das Material, das ein Foto ausmacht, das Material und die Sicht auf das Bild, die Sicht auf den Raum, die Reflexion des Raumes. Michael Wiitassek untersucht das, was die Gesellschaft sieht, Er möchte sich “überraschen lassen was im Hause Pütz -Roth geschieht. Möglicherweise geschieht im kreativen Prozess etwas völlig anderes, als das, was mit dem Trauerhaus zu tun hat, denn “auch unsere Phantasie ist reel”, wie schon Heinrich Böll sagte.