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Denkanstoß 14
"Und jetzt?"


Die einhundertfünfzig Kerzen im Kölner Dom sind erloschen. Es war eine bewegende Trauerfeier im Gedenken an die Toten des Absturzes von Germanwings-Flug 4U9525.

Es hat den Trauernden sicher gut getan, zu sehen, dass ein ganzes Land sich dem Leid der Hinterbliebenen zuwendet. Den Vertretern der Kirchen, der Politik und auch der Unternehmen hat man ihre Erschütterung angesehen, sie haben Ihre Tränen nicht verborgen. Sie waren in der dunkelsten Stunde da, haben einfühlsame Reden gehalten, haben zugehört und Mitgefühl gezeigt.

Für die Eltern, Geschwister, Kinder und Freude der Opfer beginnt nun eine neue, sehr schwere Zeit. Sie müssen im Alltag mit dem Verlust leben lernen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Menschen ihr schweres Schicksal annehmen können. Auch die Mitarbeiter der Fluggesellschaften müssen sich im Alltag der Tatsache stellen, nicht unverwundbar zu sein. Bei der Lufthansa sollten Möglichkeiten geschaffen werden, sich Zeit füreinander zu nehmen und sich der verstorbenen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam zu erinnern, vielleicht durch einen leisen Ort auf dem Firmengelände, an dem Namen und Fotos zu sehen sind.

Es wird für immer eine Wunde bleiben. Um einen geliebten Menschen zu trauern, ist Ausdruck von Liebe. Der Schmerz wird mit der Zeit erträglicher, er wird nachlassen, aber er wird bleiben, weil die Liebe bleibt.

Wir wünschen den Hinterbliebenen der Opfer, dass gerade jetzt, wo das öffentliche Interesse nachlassen wird, weiter jemand für sie da ist. Menschen die zuhören, die bereit sind, das Leid mitzutragen. Abnehmen kann man es den Trauernden nicht. In Le Vernet in den Alpen wurde eine Gedenktafel für die Opfer des Absturzes errichtet. Für viele Angehörige war es wichtig, diesen Ort zu besuchen. Nun sollten auch auf den Friedhöfen in den Heimatorten Erinnerungsplätze entstehen. Alle Toten konnten identifiziert werden. Das, was man von ihnen gefunden hat, sollte nun beigesetzt werden. Für die Trauer ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem der Verstorbene zur letzten Ruhe gebettet wurde. Man kann diesen Platz aufsuchen und sich dem geliebten Menschen nahe fühlen.

Die Angehörigen der Opfer können sich gegenseitig helfen. Niemand weiß besser, wie sich der Verlust anfühlt. Es tröstet, sich gegenseitig zu stützen. Und vielleicht schafft man es ja, sich gegenseitig Hoffnung zu geben. Denn Hoffnung dürfen die Trauernden haben.

Im stern wird ein junger Mann zitiert, dessen Eltern beim Tsunami in Thailand im Jahr 2004 ums Leben kamen. Er sagt: Man kann es schaffen, weiterzuleben – ohne Depression und ohne ständige Traurigkeit, mit Hoffnung, Zielen und Freude.

Im Moment kann das für die Trauernden kein Trost sein. Aber es kann Mut machen.

Herzlichst,

Hanna Thiele-Roth und David Roth
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Bergisch Gladbach im April 2015

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