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Denkanstoß 51
"Jetzt erst recht!"

Im Moment fühlt es sich für uns so an, als würde die Welt nur noch aus Katastrophen bestehen. Wenn man sich mit der Geschichte vertraut macht, dann erkennt man jedoch, dass noch vor ein paar Jahrzehnten das Leben leidvoller und schwerer, die Lebenserwartung deutlich geringer war als heute. Damals starben die meisten Menschen zu Hause in ihren eigenen vier Wänden. Der Tod gehörte vielmehr zum Leben als in unserer modernen Gesellschaft. Die Menschen waren früher mit Leid vertrauter als wir. Auch das Wissen um die Endlichkeit ließ sie jede Gelegenheit nutzen, zu feiern und Gemeinschaft zu erleben. Bei Beerdigungen war es üblich, dass alle Verwandten, Bekannten, Freunde, Nachbarn und Kollegen eingeladen wurden und diese Einladung auch annahmen. Die Trauergemeinde kam zusammen, um sich zu verabschiedeten, Anteilnahme zu zeigen, das Leben des Verstorbenen zu würdigen, ihn nicht selten ein letztes Mal zu feiern.

Hier bei uns im Rheinland sagt man „vun Hätze laache un vun Hätze krieschen“ (von Herzen lachen und von Herzen weinen), man hört diesen Satz in unserer Region auf Beerdigungen immer noch sehr oft. Hier wird getrauert, aber dann, nach der Trauerfeier, pflegen wir eine besondere Tradition. Der Leichenschmaus oder das Reuessen wird bei uns auch als „Das Fell versaufen“ bezeichnet. Gemeint ist, dass man auf den Verstorbenen anstößt, ihn hochleben lässt, sich an gute Momente erinnert.

Nicht nur in der Trauer brauchen wir gute Momente. Auch in anderen schwierigen Phasen des Lebens sollten wir Zeit finden, zu feiern, uns lebendig zu fühlen, das Leben immer wieder auch zu genießen.

Die Menschen früher wussten um ihre Vergänglichkeit und gingen mit Leid anders um als wir. Sie lebten jeden Moment so intensiv es ging und nutzen jeden Anlass, um zusammenzukommen, Gemeinschaft zu erleben und zu feiern. Der Kalender war voller Feste: Polterabend, Hochzeit, Geburtstag, Konfirmation oder Kommunion, Jubiläen, dazu noch die saisonalen Feste wie Karneval, Erntedank, Weihnachten, Ostern u. v. m.

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine sind die beherrschenden Themen der letzten Monate. Nun besteht das Leben trotz der negativen Schlagzeilen nicht nur aus Sorgen, Kummer und Schwermut. Wir müssen uns wieder Räume schaffen, wo wir abschalten können, mal was anderes sehen und erleben, die Batterien aufladen.

In unserem Podcast Talk about Tod hat vor einiger Zeit Nadine Dorau, die Chefin der Schmeckerei in Krefeld, ein paar sehr gute Ideen mit uns geteilt. Nadine organisiert Hochzeiten, Firmenevents, Motto-Partys, Geburtstage und Trauerfeiern. Sie ist der perfekte Ratgeber für wunderschöne Feste, vom richtigen Essen, über schöne Deko bis zu ausgefallenen Orten, Nadine weiß, wie man unvergessliche Feste organisiert! Wer mehr wissen will, hört am besten in den Podcast rein oder besorgt sich das Buch von Nadine Dorau: Sei mein Gast.

Feiern gehört seit je her zu den Grundbedürfnissen der Menschheit und so sind weltweit regelmäßig stattfindende Feste geschätztes Kulturgut.

Das indische Frühlingsfest hebt sämtliche Schranken der Gesellschaft für ein paar Tage auf. Die Feiernden bestreuen sich mit buntem Puder, tanzen und singen. Seit 1986 findet in der Wüste von Nevada ein sehr besonderes Event statt. Geboten werden schräge Kunst, heftige Partys und wilde Konzerte. Der Höhepunkt ist der Burning Man am letzten Abend des Festivals: Eine riesige Holzfigur geht in Flammen auf. Das Oktoberfest, Halloween, Karneval in Rio! Auf der ganzen Welt gibt es Feste, die die Gemeinschaft stärken und die Menschen ihre Sorgen für ein paar Stunden vergessen lassen.

Am Ende des heutigen Denkanstoßes wollen wir noch auf ein traditionelles Fest in Mexiko aufmerksam machen. Jedes Jahr am 31. Oktober wird in Mexiko der Tag der Toten zelebriert. Einmal im Jahr, so die Legende, stehen die Toten aus ihren Gräbern auf und feiern mit ihren Familien auf den bunt geschmückten Friedhöfen und in den Straßen der Städte und Dörfer. Eine wunderbare Tradition, finden wir.

Auch wir möchten wieder mit Ihnen feiern, Gespräche führen und Gemeinschaft erleben. Wir haben Sie vor der Pandemie regelmäßig zu Konzerten, Lesungen und Vorträgen eingeladen. Diese Tradition nehmen wir in diesem Jahr wieder auf. (Natürlich unter Beachtung der am Veranstaltungstag geltenden Bestimmungen gemäß der Corona-Schutzverordnung).

Wir würden uns freuen, Sie bald wieder in unserem Bestattungshaus und den Gärten der Bestattung zu begrüßen.


Herzlichst

Hanna Roth      David Roth

Bergisch Gladbach im April 2022


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an k.reichert@puetz-roth.de Stichwort „Denkanstoß”