Zwischen der evangelischen Kirche im Rheinland und den örtlichen Bestattern ist es zum Streit ums letzte Geleit gekommen. Die Kirche will nicht nur den Toten den letzten Segen erteilen, sondern auch die Trauernden auf ihrem schweren Weg begleiten.
Mit solchen Überlegungen reagiert die Kirche auf Angebote, wie sie z.B. den Hinterbliebenen in unserem „Haus der menschlichen Begleitung“ in Bergisch Gladbach gemacht werden. Statt Konfektions-Beerdigung Trauerbewältigung die die Menschen, die einen schweren Verlust erlitten haben, in den Mittelpunkt stellt. In Deutschland werden den Angehörigen ihre Toten im wahrsten Sinne des Wortes gestohlen. Tote werden eilig vom Bestatter abgeholt. Zeit zum Abschied nehmen, Akzeptieren und Abfinden mit der Situation bleibt in der Regel keine. Gefühle wie Ohnmacht, Wut und Rebellion werden so niedergebügelt, obwohl viele Menschen das Bedürfnis haben, gerade diese extremen Gefühle auszuleben.
Totenwache, Grabgestaltung, Trauerzeremoniell alles ist starr geregelt. Ein Ausscheren aus der Konvention bedeutet für den Trauernden häufig Spießrutenlaufen über einen Parcour, dessen Hindernisse von Kirche und Bestattern gemeinsam aufgestellt werden.
Im „Haus der menschlichen Begleitung“ haben wir Rahmenbedingungen geschaffen, die den Trauernden helfen, die Realität des Todes zu begreifen. Das geht nicht in zehn Minuten in einer gekühlten Halle oder einem Abstellraum im Krankenhaus.
Dass die Kirche überlegt zurückzukehren zur aktiven Trauerbegleitung, zu einem lebendigen Umgang mit dem Tod, ist löblich. Dass die Bestatter um ihre Pfründe fürchten und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen drohen, lächerlich. In einem Gewerbe, indem sonst Zurückhaltung oberstes Gebot ist, läuft man nun Sturm gegen die Pläne der Kirche, die gerne auf ureigenem Feld Boden gut machen würde.
Vermittelnde Worte kommen von einem hohen Kirchenbeamten: „Uns ist nicht an Gewinn gelegen, uns sind die Menschen wichtig“.
Bestattungsunternehmen müssen als Wirtschaftsbetriebe natürlich Gewinne erzielen, aber muss man deshalb den Menschen ignorieren?
Fritz Roth