»Ein mobiles Hotelzimmer, das man mitten im Wald aufstellen kann, Handtaschen mit Innenbeleuchtung, Unterwäsche, die Schweißgeruch tötet, Autos, die miteinander kommunizieren, eine Designerjacke, die Handys auflädt, Joghurt, der teuere Kosmetika ersetzen soll, ein Wischmopp, der ganz allein putzt … «
Die Redakteure der Zeitschrift Stern (Nr. 40) haben sich in Deutschland nach neuen Produkten und Dienstleistungen umgeschaut, die in unserem Leben zukünftig eine Rolle spielen könnten. Dass sie dabei den »Tod« nicht außer Acht gelassen haben, darüber habe ich mich genauso gefreut, wie über die Erwähnung meines Bestattungshauses in der Auflistung zukunftsweisender Konzepte und Unternehmen.
Der Stern schreibt: »Tod nach Maß – es muss nicht immer der übliche Leichenschmaus und ein Grabstein aus Granit sein. Der Bergisch Gladbacher Trauerberater Fritz Roth hat Deutschlands ersten privaten Urnenfriedhof eröffnet. Hier werden Grabstellen und Tauerfeiern so gestaltet, dass sie zum Leben des Verstorbenen passen.«
Der Tod gehört zum Leben. Nur wenn wir ihn als Tatsache akzeptieren, ist es uns möglich, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen. Der Tod begrenzt das Leben. Nur durch den Tod wird die Lebenszeit, die uns zur Verfügung steht, zu etwas Kostbarem. Mein Ziel ist es, den Tod zurück ins erfahrbare Alltagsleben zu holen. Früher war Trauer eine Sache der Gemeinschaft. Heute werden den Menschen oft ihre Toten gestohlen. Wenn überhaupt, dann bleibt zum Abschied von einem Verstorbenen nur ein kurzer Blick in gekachelten Räumen von Kliniken oder Friedhofskapellen. Die »Entsorgungsmentalität«, die an der Schnittstelle zwischen Leben und Tod vielerorts herrscht, aber auch der Kult, den wir um Höchstleistung und ewige Jugend veranstalten, haben dazu geführt, dass viele den Tod häufig nur noch vom Hörensagen kennen. Der Tod ist eine natürliche Grenze. Weil er nicht abzuschaffen ist, muss man ihn tabuisieren und totschweigen.
Genau das Gegenteil ist richtig. Je früher wir anfangen Hinzuschauen, desto besser sind wir darauf vorbereitet, im Trauerfall die richtigen Entscheidungen zu treffen und mit unserer Trauer vernünftig umzugehen. Wie Sie wissen, setzte ich mich seit vielen Jahren dafür ein, den Tod zurück ins Leben zu holen. Ich versuche, Menschen Mut zu machen, sich ihre Toten und die damit verbundenen Gefühle von niemandem stehlen zu lassen. Ich ermuntere sie, die mit dem Verlust entstehenden Bedürfnisse nach Ausdruck anzunehmen.
Dass meine Vorstellung von einer neuen Trauerkultur im Stern in einem Umfeld Erwähnung fand, in dem es um Zukunftstrends und Produkte geht, die uns helfen sollen den Alltag zu meistern, zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Jedoch möchte ich auch davor warnen, den Tod zu einem Event zu degradieren und Trauer dem momentanen Zeitgeist zu
unterwerfen.
Bergisch Gladbach, im November 2007
Ihr Fritz Roth