Denkanstoß 45 – Kirschblüten-Hanami

Der Titel von Doris Dörries neuem Film ist perfekt gewählt. Die Kirschblüte steht in der japanischen Kultur für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. In »Kirschblüten-Hanami« geht es um Tod und Trauer. Wir begleiten Rudi (Elmar Wepper), der nach dem Tod seiner Frau Trudi (Hannelore Elsner) nach Japan reist und ihren Lebenstraum, Butohtanz zu lernen, erfüllt. Durch diese liebevolle aber auch verzweifelte Geste lernt Rudi seine Trudi im Nachhinein mit ganz anderen Augen zu sehen. Der Film erzählt eine wunderbare Liebesgeschichte. Ich kann nur empfehlen, sie sich im Kino anzuschauen.

Die Pflanzen, die uns auf unseren Friedhöfen begegnen, sind natürlich auch nicht einfach nur Grabschmuck. Sie stecken voller Symbolik. Denken Sie nur an den Trauerkranz, der kein Anfang und kein Ende hat und für die Unendlichkeit und damit Unsterblichkeit der Seele steht.

Treue, Ewigkeit und Hoffnung verbinden wir mit immergrünen Pflanzen, wie zum Beispiel dem Efeu, kaum eine Grabstelle kommt ohne ihn aus. Bei Beerdigungen werden sehr oft weiße Blumen dekoriert, Lilien und Nelken stehen für Frieden und Reinheit. Sehr beliebt sind auch Callas und Chrysanthemen. Rote Rosen und Nelken stehen natürlich für die Liebe. Je dunkler das Rot, desto größer Zuneigung und Leidenschaft. Gleichzeitig steht Rot auch für Entschlossenheit und Tatkraft. Lila ist die Farbe der Kirche. Blautöne symbolisieren Treue.

An der Farbe Gelb scheiden sich die Geister: Gelb ist die Sonne, sie und – damit die Farbe – steht für Energie und Wärme. Leuchtendes Gelb symbolisiert Lebensfreude und Sorglosigkeit. Besonders helle Gelbtöne stehen für Weisheit und Erkenntnis. Mit gelben Blumen sollte man vorsichtig sein, da sie manchmal mit negativen Eigenschaften besetzt sein können: Narzissen werden mit Eitelkeit und Neid in Verbindung gebracht. In einem anderen Kulturkreis ist Gelb die wichtigste Trauerfarbe. In Mexiko baut man Anfang November Gabentische für die Toten auf, so genannte Ofrendas, auf denen Getränke und Essen bereitgestellt werden. Auf dem Weg zu den Ofrendas werden gelbe Tagetes ausgelegt, denn in Mexiko glaubt man, dass die Toten die Farbe Gelb am besten sehen können.

Die Bedeutung der Pflanzen entspringt jedoch nicht nur unserer Phantasie. Der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen, wo ist er bewusster Wahrzunehmen als in der Natur? Dies gilt übrigens für alle Kulturen. Die Zeit der Kirschblüte markiert einen Höhepunkt im japanischen Kalender und den Beginn des Frühlings. Am 20. März ist es bei uns so weit. Frühlingsanfang!

Ich habe ein sehr schönes Zitat von Friedrich Schiller gefunden, in dem er auf wunderbare Weise erklärt, was der Frühling uns über den Tod lehren kann.

»Jeder kommende Frühling, der die Sprößlinge der Pflanzen aus dem Schoße der Erde treibt, gibt mir Erläuterung über das bange Rätsel des Todes und widerlegt meine ängstliche Besorgnis eines ewigen Schlafs.«

Bergisch Gladbach im Februar
Ihr Fritz Roth