„Bestatter an Belastungsgrenze“, „Der Lockdown ist für Bestatter ein Trauerspiel“, „Bestatter schlagen Alarm“. Schlagzeilen wie diese mussten wir in den letzten Tagen sehr viele lesen. Und das ärgert uns.
Wir erleben die Situation so ganz anders, als in den Medien beschrieben. Mit dem Anstieg der mit oder an Corona verstorbenen Menschen, rücken auf einmal auch wieder wir Bestatter ins Licht der Öffentlichkeit. Leider geben einige Kolleginnen und Kollegen ein sehr schlechtes Bild ab. Da wird über Ansteckungsgefahren geklagt und da werden Engpässe in Krematorien herbei fantasiert, und Bilder von sich stapelnden Särgen heraufbeschworen.
Wir sagen: Hört auf damit! Und macht euren Job!
Uns beschleicht das Gefühl, dass da jemand die Pandemie als Ausrede nutzen will, um möglichst den Aufwand für die Einäscherung und Bestattung eines Verstorbenen so gering wie möglich zu halten. Und für den zurückgefahrenen Aufwand wollen sich einige Kolleginnen und Kollegen dann auch noch für systemrelevant erklären lassen, um so schnell wie möglich an die Impfung ranzukommen.
Ja, auch die Arbeit der Bestatterinnen und Bestatter ist durch Covid schwieriger geworden. Wer sich aber mit Ärztinnen und Ärzten und Pflegrinnen und Pflegern auf eine Stufe stellt, scheint nicht begriffen zu haben, was diese Menschen im Moment leisten.
Wir verzichten darauf, uns in der Impfschlange nach vorne zu drängeln und machen das, was in der momentanen Situation eben möglich ist. Und das ist immer noch eine ganze Menge, vorausgesetzt man versteht unseren Beruf nicht nur als Transportunternehmen vom Krankenhaus oder Pflegeheim zum Krematorium.
Auch an Covid verstorbene Menschen müssen nicht wie Sondermüll behandelt werden. Wir holen die Verstorbenen ab und bringen sie zu uns ins Haus. Natürlich beachten wir die vorgeschriebenen Hygienestandards, die nicht verbieten, dass die Toten mit Würde behandelt, gewaschen und angezogen werden. Die Angehörigen können uns die Kleidung übergeben und wir übernehmen diese Aufgaben gerne.
Die Trauernden können bei uns am offenen Sarg kontaktlos Abschied nehmen, wie es vom RKI empfohlen wird. Es ist auch möglich, den Toten noch einmal liebevoll an der Hand zu berühren, ohne dass man sich gefährdet. Aerosole, die hauptsächlich für die Übertragung der Krankheit verantwortlich sind, werden von einem Toten nicht mehr ausgestoßen.
Auch Trauerfeiern sind möglich. Von einem Verzicht auf tröstende Rituale kann keine Rede sein. Man kann sich in kleinem Kreis treffen, man kann eine Trauerfeier streamen, oder man begegnet sich im Freien, wo mit dem gebotenen Abstand und Maske auch Beerdigungen mit mehr Menschen möglich sind.
Also, liebe Kolleginnen und Kollegen hört bitte auf zu jammern und seid für die Trauernden da.
Herzlichst
Hanna Roth David Roth
In unserem Podcast Talk about Tod geht es heute auch um den Umgang mit den an oder mit Corona Verstorbenen. Hier können Sie reinhören
Bergisch Gladbach im Januar 2021
Rückmeldungen
Zu diesem Denkanstoß “Hört bitte auf zu jammern!” haben wir viele Mails mit Rückmeldungen erhalten. Hier einige dieser Mails, die uns erreicht haben.
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Guten Tag
Und
DANKE für diesen Denkanstoß
Dieser Denkanstoß schenkt mir Argumentationshilfen
Gegenüber dem, was in den Medien oder sonst wie veröffentlich wird
Und damit kann ich in meinem Ehrenamt betroffenen Menschen Halt geben
Ganz herzlichen Dank
Paul Hildebrand
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Liebe Familie Roth und Team,
danke für diesen Denkanstoß 46, auch ich bin entsetzt über die momentane Berichterstattung und die damit verbundenen Folgen hinsichtlich des öffentlichen Blickes auf die Branche, denn immer ist die Würde gegenüber Trauernden und Verstorbenen lebbar!
Herzliche Grüße
Antonia Thürich
Antonia & Frank Thürich GbR KUNST WERK STATT
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Liebe Familie Roth,
seit langer Zeit verfolge ich Ihre Denkanstöße und auch Ihr Bestattungsunternehmen, schon zu Lebzeiten Ihres Vaters.
Ihr heutiger Denkanstoß hat mir die Tränen in die Augen getrieben, weil Sie mir aus der Seele gesprochen haben.
Mein Vater ist am 3.Dezember an Corona verstorben und nichts von dem, was Sie in Ihrem Unternehmen anbieten hat unser Bestatter uns angeboten. Nicht nur, dass wir unseren Vater im Krankenhaus nicht besuchen durften, nicht zugegen sein durften, als er starb. Nein auch tot durften wir ihn nicht sehen. Unsere gesamte Familie leidet darunter, dass wir den toten Vater, Großvater und Urgroßvater nicht sehen durften, um es zu begreifen. Unser Bestatter hat gesagt der Sarg ist zu und bleibt zu, auch die Frage nach einem Foto, von unserem toten Vater, wurde verneint.
Alles wurde uns genommen oder eben nicht angeboten. Unsere Erfahrungen waren wirklich sehr traurig.
Ich selbst bin Trauerrednerin und Trauerbegleiterin und mir ist es mehr als wichtig, dass die Hinterbliebenen zurechtkommen, mit dem Verlust, dass die Menschen gut begleitet werden.
In diesem Fall aber war/bin ich Betroffene und ich konnte nicht für mich und auch nicht für unsere gesamte Familie sprechen, weil ich an vieles nicht gedacht habe. Wir verließen uns auf den Bestatter, darauf, dass es ihm auch um uns geht. Leider war dem nicht so.
Ich lieh dem Bestatter sogar mein Equipment, Bluetooth Box und Mikrofon, damit die Trauergemeinde auf dem Friedhof auch etwas hören konnte, ihm selbst ist diese Ausstattung zu teuer, wie er sagte…
Ihr Umgang mit dem Tod, mit dem Verstorbenen und auch mit den Hinterbliebenen hat mir schon immer gut gefallen und ich hätte mich beinahe auch einmal bei Ihnen beworben.
Danke, von Herzen Danke, dass Sie offensichtlich eine Berufung für das spüren, was Sie tun!
Herzlichst
Petra Schlieber
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Liebe Hanna und David Roth,
GRATULATION zu dieser Stellungnahme, zeigt sie doch, dass das gesamte Pütz-Roth-Team im Sinne unseres unvergessenen Fritz Roth weiterhin eine tröstende Begleitung bietet. Ich bin sicher, Ihr Vater wird mit einem GUT GEMACHT wohlwollend von Wolke Sieben herunterschauen und Ihnen allen viel Kraft, Zuversicht und Gelassenheit senden.
Mit herzlichen Grüßen, auch an Ihre liebe Mutter, bin ich
Ihre
Anni Becker (ehemals Bastei-Lübbe)
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Vielen Dank, liebe Frau Roth, lieber Herr Roth, für diesen Anstoß, der mich sehr erleichtert. Es ist also derzeit doch nicht unmöglich, Verstorbene würdig zu behandeln. Sich von ihnen zu verabschieden, eine Trauerfeier auszurichten und dabei auch mit anderen Menschen zusammen zu kommen.
Tatsächlich hatte ich bei einigen Artikeln sehr seriöser Zeitungen den Eindruck, an Corona Verstorbene müssten von allen Beteiligten, inklusive den Bestattern, tatsächlich wie Sondermüll behandelt und möglichst ungesehen entsorgt werden. Ein grauenhafter Gedanke. So dass man fast schon Schuldgefühle haben müsste, sich mit einem an Corona Verstorbenen überhaupt an einen Bestatter zu wenden. Schön, dass es nicht so ist.
Herzliche Grüße
Dorothée Fendel
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Liebe Hanna & David Roth,
ja, dieser “Jammerwettkampf” um Wichtigkeit und oft auch um Unterstützungszahlungen geht mir ebenfalls schon lange gegen den Strich, egal ob dies nun vom Gastgewerbe, der Reisebranche, der Lufhansa oder eben von Bestattern kommt – wobei ich pers. übrigens der Meinung bin, dass die Freien Künstler mit allen anhängenden Solo-Selbstständigen wie Beratern, Eventmanagern etc. wirklich die (finanziell) gebissenen Hunde sind. Ich kenne KollegInnen, die derzeit einen Teilzeitjob beim Aldi haben, um ihre Miete bezahlen zu können. Doch ich will nicht auch noch klagen, denn mir pers. geht es ausgesprochen gut.
Doch ich weiß nicht, liebe Hannah und David, ob es so klug ist, dieses euer Anliegen so zu formulieren, wie ihr es in diesem Denkanstoß gemacht habt. Es klingt so genervt und etwas vorwurfsvoll. Ich könnte mir zum Einen vorstellen, dass ihr euch damit unter euren Bestatter-KollegInnen keine Freunde macht, was ihr ja vielleicht auch gar nicht nötig habt, aber gut gesinnte Kollgen können eigentlich nie schaden. Zum Anderen ist es doch – wenn ich eure Zeilen richtig interpretiere – euer eigentliches Anliegen, aufzuzeigen, dass auch unter Corona-Bedingungen immer noch ziemlich viel möglich ist in Sachen Abschied, Feier etc. Eigentlich ein positives Anliegen, das aber in diesem Denkanstoß ein bisschen untergeht. Das finde ich schade, zumal da ihr doch so etwas wie eine Vorbildfunktion in der Branche habt.
Wollte ich nur mal anmerken – natürlich auch um zu zeigen, dass eure Worte gelesen werden und nicht einfach per Klick im Papierkorb landen.
Herzliche Grüße und weiterhin so gutes Schaffen!
Jochen Jülicher
drs. theol
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Liebe Frau Roth, lieber Herr Roth,
das sind klare Worte – vielen Dank dafür.
Im Frühsommer habe ich eine liebe Freundin verloren und war (und bin immer noch) traurig, dass ich sie weder in ihren letzten Tagen besuchen durfte (sie lebte in einem „verriegelten“ Pflegeheim) noch an ihrer Beerdigung teilnehmen konnte. Es ist ermutigend, dass Sie Wege aufzeigen, wie Beerdigungen „coronakonform“ erfolgen können, ohne Menschen auszuschließen.
Mit freundlichen Grüßen
in diesem Fall wünschte der Absender anonym zu bleiben
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Liebes Team von Puetz-Roth, liebe Inge, liebe Hanna, lieber David,
vielen Dank für diesen Denkanstoß. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Es ist unglaublich, wie in dieser verrückten Zeit die Menschlichkeit den Bach runter geht.
Danke, dass Ihr / dass Sie da anders seid. Letzte Woche mussten wir meine Schwester beerdigen, die plötzlich und unerwartet verstorben ist und durften „Gott sei Dank“ am Sarg im Trauerhaus in Geldern Abschied von ihr nehmen und am nächsten Tag auch alle mit auf den Friedhof gehen. Wie meine Nichte mir erzählte, haben die Mitarbeiter des Bestattungshauses Spolders-Keunecke in Geldern auch bei Euch / Ihnen etwas „abgeguckt“.
Ganz liebe Grüße an alle
Brigitte Grimberg
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Sehr geehrte Familie Pütz
und Mitarbeiter(innen),
haben Sie vielen Dank für Ihr Infoschreiben.
Man muss das nicht alles so mitmachen und sollte es auch unbedingt aussprechen, wenn es so nicht stimmt, wie es beschrieben wird, in den Medien.
Wir hatten eine (nur etwas) reduzierte Bestattung von meinem Vater
Heinrich Lindner und sie war wunderschön und hat allen sehr gut gefallen.
Ich gehe richtig gerne oben auf den Berg zu meinem Vater. Es ist nicht bedrückend.
Danke. Halten Sie gut durch und gehen Sie bitte Ihren Weg, mit Ihren Möglichkeiten, weiter so.
Herzliche Grüße
in diesem Fall wünschte die Absenderin anonym zu bleiben
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Liebes Pütz-Roth – Team,
mit dem heutigen Denkanstoß sprecht ihr mir wirklich aus der Seele, denn auch wir haben tatsächlich mit (zum Glück) nur vereinzelten Bestattern eben solche Erfahrungen gemacht, die Angehörigen das Abschied nehmen in der Momentanen Situation sehr schwer machen, oder auch gar nicht zulassen. Ich hoffe, dass euer Denkanstoß genau die erreicht, die wir meinen.
Wie gut, dass ihr es anders möglich macht!
Herzliche Grüße
Jutta Lange
Koordination PHoS ambulant
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Liebe Geschwister Roth.
DANKE!
Ich teile sehr Ihre Auffassung und begrüße die klaren Worte. Hoffentlich erreichen Ihre Zeilen viele Kollegen‘innen!
Bleiben Sie gesund und mutig,
Ihre
Birte Schneider
Besattungen Groß
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Sehr geehrte Frau Roth
sehr geehrter Herr Roth,
schön, daß Sie sich der Hysterie entgegenstellen und normal weiter machen.
Aber leider sind es auch die Medien, die hier Ängste schüren.
Menschen die Angst haben, werden in Ihren Ängsten unnötig bestätigt.
Die Leugner werden sicher nicht erreicht und die breite Öffentlichkeit kann alles
was mit Corona zu tun hat,est nicht mehr hören.
Was ist mit den Flüchtlingen in den abgebranten oder überfüllten Lagern, usw.usw.
Danke für Ihren Denkanstoß.
Mit freundlichen Grüßen
Raimond Wagner
Unabhängige Pflegeberatung
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Guten Abend,
Gerade habe ich ihren aktuellen Denkanstoß gelesen und habe ihn, weil ich ihn so besonders fand, auch meinem Mann vorgelesen.
Seit vielen Jahren fühle ich mich ihrem Haus verbunden. Ihren Vater lernte ich in den 90er Jahren im Rahmen meiner Hospizarbeit bei der Woche für das Leben in Köln kennen.
Etliche Male war ich mit Gruppen oder auch mit meinem Mann und Freunden in Bergisch Gladbach und jedes Mal hat uns ihr Vater mit seiner ihm eigenen Art begeistert durch ihr so besonderes Unternehmen geführt. Das letzte mal war ich mit einer Gruppe vor ein paar Jahren bei ihnen—sie, Herr Roth hatten uns damals begrüßt .
Mittlerweile bin ich in Rente, lese aber immer noch begeistert ihre Denkanstöße.
Aber der Denkanstoß heute hat mir so richtig aus der Seele gesprochen und gut getan in dieser oft so jammerbehafteten momentanen Coronazeit. Ich denke, sie haben sich nicht nur Freunde damit gemacht. Aber— klare Stellung zu beziehen und damit ihre Haltung nachdrücklich auszudrücken, halte ich für außerordentlich wichtig. Vielen Dank!
Weiter so.
Ich grüße Sie
Eva Obermann
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Liebes Team der Familie Roth,
danke für diesen wunderbaren Artikel! Sie sprechen mir als langjährige Trauerbegleiterin aus dem Herzen. Ja, es ist vieles möglich, wenn wir unsere Arbeit als Herzensangelegenheit verstehen. Die betroffenen trauernden Menschen brauchen unser Einfühlungsvermögen jetzt gerade mehr denn je.
Die Angst- und Panikmache macht uns nur psychisch krank und lässt noch mehr Menschen sterben als nötig.
Der offizielle gesellschaftliche Umgang mit dem Tod ist immer noch eine Herausfordung für Menschen, die ihn im Kreislauf des lebens anders akzeptieren…von ihm lernen und an ihm wachsen.
mit herzlichen Grüßen
Andrea Schürgut