Denkanstoß 51 – Der Trauer eine Heimat geben – auch im Internet

Täglich finden in unserem »Haus der menschlichen Begleitung« in Bergisch Gladbach Trauerfeiern statt, werden Urnen in unseren »Gärten der Bestattung« beigesetzt. Die Trauernden kommen zu uns, weil sie bei uns die Chance haben, ihrer Trauer, die nach meinem Verständnis nichts anderes ist als Liebe, nach eigenen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen.

Um Abschied von einem Verstorbenen zu nehmen, kommen die Menschen aus ganz Deutschland angereist. Sie verbringen ein paar Stunden bei uns und dann muss jeder wieder seiner Wege gehen. Familien und Freundeskreise sind in den letzten Jahren immer mobiler geworden. Freunde ziehen um, Kinder arbeiten in anderen Städten, Enkel studieren in anderen Ländern. Durch die Globalisierung und Technisierung ist die Welt buchstäblich zum Dorf geworden, was das Thema Trauer angeht, muss ich allerdings eine Einschränkung machen: In einem Dorf sind die Gräber von Verwandten und Freunden gleich um die Ecke.

Räumliche Entfernungen machen es heutzutage schwer, das Grab lieber Verstorbener regelmäßig zu besuchen. Die Erinnerungsplätze, und nichts anderes sind Friedhöfe, sind oft nicht mehr erreichbar. Und auch wenn wir glauben, immer »globaler« denken zu müssen, wir brauchen diese stillen Orte der Erinnerung, um nicht aus den Augen zu verlieren, wer wir sind und woher wir kommen.

Wir haben mit unserem virtuellen Friedhof einen Erinnerungsplatz geschaffen, der von überall auf der Welt, zu jeder Zeit erreichbar ist. Der virtuelle Friedhof – http://www.puetz-roth.de/vf/ -ist ein getreues Abbild der realen »Gärten der Bestattung«.

Mit Hilfe dieser Website kann man die Gräber hier beerdigter Menschen jederzeit im Netz besuchen; eine Botschaft hinterlassen und die Botschaften anderer Angehöriger und Freunde lesen.

Mit den Einträgen der Verwandten und Freunde entsteht so im Lauf der Zeit ein virtueller Ort lebendiger Trauer, der aber im Gegensatz zu anderen virtuellen Friedhöfen einen realen Trauerort widerspiegelt. Totengedenken und Erinnerung werden über das Netz am Leben erhalten, gleichzeitig gibt es aber auch ein reales Grab. Früher erzählte man sich die Geschichte der Ahnen. Die Familiengeschichte wurde so in mündlicher Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben. Der Erinnerungsplatz, den wir im Netz geschaffen haben, soll einem ähnlichen Zweck dienen. Nur dass man sich hier der Mittel modernster Technik bedienen kann, um der Familienchronik ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.

Bergisch Gladbach im Januar 2009
Ihr Fritz Roth