Denkanstoß 52 – In Zeiten wie diesen…

Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr. Die Banken und die Automobilindustrie werden massiv Stellen abbauen müssen. Machen wir uns nichts vor. Es wird in den nächsten Wochen Firmen geben, die im wahrsten Sinne des Wortes »sterben«.

Die Verarbeitung von Verlusten geschieht in Trauerprozessen. Menschen trauern auch um ihren Arbeitsplatz, bzw. die Firma, in der sie vielleicht gerne gearbeitet haben. Die ihnen zur Heimat geworden war. Für die Generation unserer Großväter waren Tod und Trauer noch ein selbstverständlicher Teil des Lebens, die Erfahrungen aus der fast alltäglichen Trauerarbeit in Familien, Nachbarschaft und Gesellschaft waren für jeden nutzbar. Das ist heute anders. Tod und Trauer werden verdrängt, Traditionen und Institutionen sind auf dem Rückzug. Nicht wenige Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verlust dieser Trauerkultur und der Zunahme von Stressfolgen wie Burnout-Syndrom und Depression.

Jede Veränderung bedeutet den Verlust dessen, was ist. Die Firma, der Arbeitsplatz, die Kollegen oder Vorgesetzten, ein Projekt, der Firmenname, die Unternehmenskultur… Ganz egal, auf welcher Ebene oder in welchem Kontext mich der Verlust des Status quo ereilt: Bevor ich mich auf das Neue einlasse, muss ich diesen Verlust verarbeiten.

Krisenmanagement, Change Management und Corporate Social Responsibility sind Begriffe, die wir in diesen Tagen häufig hören. Was zunächst seltsam anmuten mag, mündet schnell in ein Aha-Erlebnis von fast trivialer Klarheit: Unternehmerische Führungsaufgabe hat sehr viel mit Tod und Trauer zu tun.

Wer gelernt hat, die schmerzhaftesten Verlusterfahrungen nicht zu verdrängen, ist auf Veränderungen im beruflichen und privaten Kontext besser vorbereitet. Ich setze mich seit Jahren für einen konstruktiven Umgang mit Tod und Trauer ein.

In Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen, kirchlichen und staatlichen Institutionen arbeiten wir im Rahmen unserer Privaten Trauer Akademie an der weiteren Entwicklung dieses wichtigen Themenfeldes. Wir beraten Manager, Personalverantwortliche, Vertrauensleute, Betriebsräte und Betriebsärzte.

Diese Berufsgruppen sind gefragt, wenn Mitarbeiter entlassen, Arbeitsgebiete restrukturiert und Firmen zerschlagen werden.

Change Management ist Trauerarbeit. Wird das unterschätzt, wiegen die Folgen schwer.

Bergisch Gladbach im März 2009
Ihr Fritz Roth