Denkanstoß 53 – Jedes Ende ist auch ein Anfang

Als Bestatter bin ich mit dem Begriff »Ende« in all seinen Facetten natürlich gut vertraut. Dieser Beruf war für mich in den letzten 25 Jahren immer mehr als nur Broterwerb. Dieser Beruf hat mir die Chance gegeben, viel über das Leben zu lernen. Die Menschen, die zu mir ins Haus der menschlichen Begleitung kommen, müssen mit dem Tod eines geliebten Angehörigen oder Freundes fertig werden. Der Tod ist endgültig, was auch immer nach ihm kommen mag.

Den Tod zu verdrängen, ihn aus dem Leben zu verbannen, ist meiner Meinung nach eines der größten Übel unserer schnelllebigen Zeit.

Viele Menschen leben so, als würde der Tod sie nichts angehen. Forever young! Es ist leichter zu verdrängen, als sich der Tatsache zu stellen, dass wir alle, Sie und ich eingeschlossen, sterblich sind. Unsere Zeit ist begrenzt und wir sollten sie nutzen. Diese Begrenzung ist nur eine wichtige Tatsache, an die uns der Tod immer wieder erinnern kann.

Nicht nur Menschen sterben, Firmen gehen Pleite, Gesellschaftssysteme gehen unter, Ideen und Utopien scheitern. Das »Ende« ist allgegenwärtig, viele schauen mit aller Macht weg. Nun habe ich in den vielen Jahren, die ich meiner Berufung folge, tausende Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet. Ich weiß, wer in der Lage ist, Trauer wirklich zuzulassen, der wird einen Weg finden, weiterzuleben und zwar »reicher«, als das vorher der Fall war.

Aus echter Trauer entsteht etwas Neues. Eine neue Sicht auf die Welt, tiefere Beziehungen zu Freunden und Verwandten, ein intensiveres Leben und Erleben, weil man in der Lage ist, den eigenen Horizont zu sehen. Jedes Ende ist auch ein Anfang!

Als ich vor 25 Jahren den Beruf des Unternehmensberaters an den Nagel hängte, war das auf eine gewisse Art auch ein »Ende« und wenn ich heute sehe, was aus diesem »Ende« entstanden ist, dann bin ich stolz und glücklich. Gemeinsam mit meiner Frau und meinen beiden Kindern und natürlich allen meinen Mitarbeitern haben wir etwas Einmaliges aufgebaut. Wir stehen Menschen in den schwärzesten Stunden des Lebens zur Seite und können ihnen wirklich helfen.

Ich habe lange überlegt, was es für ein Symbol geben könnte, das für Vergehen und Neuanfang, für den ewigen Wandel stehen könnte. Ein Symbol für die Entwicklung unserer Firma, meinen persönlichen Werdegang, aber auch für das, was Trauernde durchleben. Ein Symbol für das, was wir im Moment als Gesellschaft durchmachen. Der Phoenix ist in der ägyptischen Mythologie ein heiliger Vogel.

Am Ende seines Lebens baut der Phoenix ein Nest, setzt sich hinein und verbrennt. Wenn die Flammen verlöschen, bleibt ein Ei zurück, aus dem nach kurzer Zeit ein neuer Phoenix schlüpft. Jedes Ende ist auch ein Anfang!

Mit diesem Satz möchte ich mich bei den vielen tausend Menschen bedanken, die uns in den letzten 25 Jahren ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich danke meiner Familie und meinen Mitarbeiten, ohne sie wäre das Haus der menschlichen Begleitung ein Traum geblieben. Durch sie wurde dieser Traum Wirklichkeit.

Bergisch Gladbach im Juni 2009
Ihr Fritz Roth