Ich möchte in meinem Denkanstoß nicht über Sinn oder Unsinn des Afghanistan Einsatzes schwadronieren. Es geht mir auch nicht um den Streit, ob die Soldaten am Hindukusch nun in einem Krieg gefallen sind oder nicht.
In Afghanistan sterben Menschen aus unserer Mitte: Ehemänner, Familienväter, Söhne, Brüder, Freunde, Kameraden. Sie haben den Beruf des Soldaten gewählt und zahlen für ihren Einsatz mit dem höchsten Preis, mit dem ein Mensch bezahlen kann.
Auf Spiegel Online findet man die Namen und Gesichter, die sich hinter dem Bregriff »Gefallene« verbergen. Spiegel Online wird damit zu einer Art Gedenkplatz im Internet an dem aus anonymen Soldaten wieder Menschen werden, mit einem Namen, einem Gesicht und einer Geschichte. Menschen um die Verwandte und Angehörige trauern. Meistens im Verborgenen. Nicht selten alleine.
Ich möchte den Trauernden ein Signal senden. Ihr seid nicht alleine. Wir sind eine Gemeinschaft, und zwar nicht nur dann, wenn wir ein »Sommermärchen« feiern, sondern auch dann, wenn Menschen aus unserer Mitte im Einsatz für unser Land den Tod finden.
Der Bundestags-Wehrbeauftragte Reinhold Robbe hat kürzlich in seinem Jahresbericht festgestellt, dass Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn dem Schicksal seiner Soldaten sehr wenig Beachtung schenke.
Zwar hat mittlerweile auch die Bundeskanzlerin an einer Trauerfeier für getötete Fallschirmjäger teilgenommen. In der Mitte der Gesellschafter ist die Trauer um die Männer, die ihr Leben für Deutschland gelassen haben, deshalb noch lange nicht angekommen.
Viele Menschen wissen überhaupt nicht, dass es im Verteidigungsministerium ein Ehrenmal der Bundeswehr gibt, ein Gedenkort für die Gefallenen – leider weit ab von der Lebenswirklichkeit hier in Deutschland und ein weiterer Beweis dafür, dass die öffentliche und politische Trauerkultur bei uns kaum entwickelt ist. Wie können wir die Trauer um die Soldaten zu unserer aller Trauer machen? Wie können wir echte Anteilnahme zeigen? Wie können wir die Toten in die Mitte der Gesellschaft holen?
In England gibt es die Gedenkstätte «Arboretum», einen weiträumigen Park in Staffordshire. Zehntausende Bäume stehen dort, gepflanzt für die Toten seit 1945. Für Soldaten, Feuerwehrleute und humanitäre Helfer. Einen solchen Ort würde ich mir auch in Deutschland wünschen.
Bergisch Gladbach im April 2010
Ihr Fritz Roth