Die Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die ich von meiner Familie, von Freunden, Bekannten und auch von Seiten der Medien bekomme, seit bekannt wurde, dass ich unheilbar an Leberkrebs erkrankt bin, berührt mich tief. Ich danke allen, die mir in den letzten Wochen zugehört, mich in ihre Sendungen eingeladen und über mich geschrieben haben. Während der Gespräche gab es immer wieder bewegende Momente.
Bisher war mein Lebensthema Trauer. Menschen kamen immer dann zu mir, wenn sie einen Trauerfall in der Familie hatten, oder sich aus anderen Gründen für das Thema interessierten. Trauernden zu helfen und Menschen mit dem Tod vertraut zu machen, hat einen Großteil meines Lebensglückes ausgemacht. Ich liebe meinen Beruf. Eine neue Trauerkultur nicht nur zu fordern, sondern sie mit zu gestalten, ist für mich eine große Erfüllung.
Meinen eigenen Tod vor Augen würde ich der gesellschaftlichen Diskussion gerne noch einmal einen Impuls geben. Die Vorstellung an Schläuchen zu hängen und von der Funktionsfähigkeit einer Maschine abhängig zu sein, ist schlimm. Natürlich möchte ich schmerzfrei sterben. Das ist heutzutage kein Problem. Aber ich möchte auch bewusst sterben.
Es wäre eine große Erleichterung, über meinen eigenen Tod selbst entscheiden zu können. Ob ich die Entscheidung fälle, steht auf einem anderen Blatt. Ich möchte es nur dürfen. Wenn es ans Sterben geht, möchte ich meine Würde und meine Mündigkeit behalten. Ich finde es bedenklich, wie wir versuchen, alles per Gesetz zu regeln, den Anfang und das Ende des Lebens. Dass meine Frau aus dem Zimmer gehen muss, um sich nicht strafbar zu machen, wenn sie mir etwas gibt, damit ich mein Leben würdevoll beenden kann – ich halte das für menschenunwürdig.
Ich möchte mir nicht selber das Leben nehmen, aber ich möchte darüber wenigstens nachdenken können, und es müsste ermöglicht werden dürfen. Und dafür möchte ich nicht in die Schweiz fahren, sondern das möchte ich zu Hause tun können, vielleicht dabei aus dem Fenster schauen oder was immer mir noch möglich ist.
Meine Lebenssituation kann sich sehr schnell ändern. Im Moment fühle ich mich gut und bin voller Tatendrang. Das kann in ein paar Wochen anders sein, dann macht mir der Krebs vielleicht wirklich Angst, weil ich mich vor Schmerzen krümme.
Ich werde vorbereitet sein.
Herzlichst, Ihr Fritz Roth
Bergisch Gladbach im Oktober 2012
Presse-Kontakt:
Reichert Medien Consultants, Gotenstr. 5-7, 65929 Frankfurt am Main, Tel. 069/78 99 50-35, Fax. 069/78 99 50 36, Mail: kr@medien-consultants.de