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Verleihung des Fritz Roth Medienpreises
an Georg Kronthaler

am 25. Mai 2016 im Hause Pütz-Roth

Georg Kronthaler

„Ich musste da hinauf, um meinen toten Bruder heim zu holen“

Bergsteiger Georg Kronthaler mit dem Fritz Roth Medienpreis für Zivilcourage ausgezeichnet

Es gibt unter Bergsteigern eine eiserne Regel: Tote, die auf über 8000 m liegen, können nicht geborgen werden. Georg Kronthaler hat diese Regel gebrochen. Er hat seinen in den eisigen Höhen des Broad Peak ums Leben gekommenen Bruder Markus ins Tal geholt und dann heim nach Tirol gebracht. „Ich musste da hinauf und Markus holen. Ich hätte sonst nicht weiter leben können. Ich wollte von ihm Abschied nehmen, ihn noch einmal sehen und berühren“, erzählt Georg Kronthaler bewegt. Auch 10 Jahre nach der Bergung hat er jede Minute in Erinnerung und es fällt ihm auch nach so langer Zeit schwer, darüber zu sprechen. Die 150 Gäste der Preisverleihung im Bestattungshaus Pütz Roth in Bergisch Gladbach hat er mit seiner Schilderung der Ereignisse am Broad Peak in Pakistan tief berührt. Die Liebe zu seinem Bruder war stärker als der Berg und stärker als alle Widrigkeiten, mit denen der erfahrene Bergsteiger damals zu kämpfen hatte.

Für seinen Mut sich der Trauer zu stellen und seinen toten Bruder gegen die Widerstände von Behörden und auch gegen den Rat vieler Experten vom Gipfel des Broad Peak in Pakistan nach Hause zu holen, wurde der Bergsteiger Georg Kronthaler mit dem Fritz Roth Medienpreis für Zivilcourage ausgezeichnet. Mit diesem Ehrenpreis der Fritz Roth Stiftung* werden Menschen geehrt, die sich in den Medien wahrhaftig und mutig für einen bewussteren Umgang mit Trauer und Tod eingesetzt haben.

Über ein Jahr lag der Österreicher Markus Kronthaler tot auf dem Gipfel des Broad Peak in Pakistan, dann holte sein Bruder Georg den Leichnam ins Tal. Eine lebensgefährliche Bergungsaktion. ProSieben begleitete die Expedition und zeigte unter dem Titel "Galileo Spezial: Grab in eisigen Höhen - Bergung aus der Todeszone" den Film in seinem Programm.

Georg Kronthaler holt den Leichnam seines Bruders

Das letzte Foto zeigt Markus Kronthaler die Arme euphorisch nach oben gereckt. Er steht auf dem Gipfel des 8047 Meter hohen "Broad Peak". Kurz darauf bricht er zusammen und stirbt - an Erschöpfung und Flüssigkeitsmangel, nur wenige Meter vom Gipfel entfernt. Sein Begleiter musste die Leiche zurücklassen.

Etwa ein Jahr später: "Auf diesen Augenblick habe ich ein Jahr lang gewartet. Endlich konnte ich Abschied nehmen. Es war sehr schwer, aber irgendwie war es auch ein - schöner Moment." So beschreibt Georg Kronthaler seine Empfindungen, als er die Leiche seines verunglückten Bruders unter dem Gipfel entdeckt. Gemeinsam mit zwei Freunden, sechs erfahrenen pakistanischen Bergsteigern und begleitet vom Wiener Kameramann Hubert Rieger hat der Tiroler seinen verstorbenen Bruder vom Gipfel des Achttausenders geholt.

David Roth, Vorstand der Stiftung und Geschäftsführer des Bestattungshauses Pütz Roth, beschrieb, warum das Kuratorium den Bergsteiger für den Preis auswählte: „Georg Kronthaler wollte Abschied von seinem Bruder nehmen und er wollte ihn an einem Platz wissen, zu dem er hingehen kann. Beide Wünsche - fast würde ich sagen Sehnsüchte - hat er sich erfüllt. Und das verbindet Georg Kronthaler mit der Idee unseres Bestattungshauses, das von meinem Vater Fritz Roth* gegründet und aufgebaut wurde. Das Bestattungshaus Pütz-Roth ist ein besonderes Haus, weil wir hier den Menschen Gelegenheit geben, wirklich Abschied zu nehmen von ihren Toten und zwar Abschied zu nehmen, wie sie es gerne wollen, nicht wie Gesetze oder der Bestatter ihnen es vielleicht anraten oder vorschreiben. Die Menschen kommen hierher zu uns und wir geben ihnen Zeit, wir geben ihnen Raum und wir geben Ihnen Möglichkeiten.“

Georg Kronthaler, Madita van Hülsen, David Roth

Die Laudatio hielt die TV-Moderatorin und Trauerbegleiterin Madita van Hülsen*.

"Für mich klingt die Reise von Georg Kronthaler wie ein Sinnbild: Die Trauer ist immer der Berg, der sich uns und unserem geplanten Lebensweg in den Weg stellt. Es führt einfach kein Weg drumherum. Georg Kronthaler hat es richtig gemacht: Er hat darauf bestanden, seinen verstorbenen Bruder noch einmal zu sehen. Damit war die Expedition schon eine große Reise in die eigene Trauerarbeit mit all ihren Höhen und Tiefen“, sagte die Radio- und TV Moderatorin, Buchautorin und Trauerbegleiterin in ihrer Laudatio.

Seit 2014 arbeitet Madita parallel zu ihrem Leben im Rampenlicht an einem besonderen Projekt: Vergiss Mein Nie – Die erste Agentur für Trauerkommunikation und Erinnerungen. Als ausgebildete Trauerbegleiterin ist es ihr ein persönliches Anliegen diesen Bereich aus der Sprachlosigkeit zu holen und Erinnerungen am Leben zu erhalten. Georg Kronthaler nannte sie in ihrer wunderbar einfühlsamen Rede ein Vorbild: "So eine außerordentliche Geschichte ist interessant für die Gesellschaft und für die Medien. Und das ist auch gut so. Denn sie zeigt wie man dem Tod begegnen kann: Bergauf und mit kräftigem Schritt."

Ihre kluge und sehr berührende Laudatio beendete Madita van Hülsen mit einem Appell: "Liebe Medien, ihr habt die Möglichkeit das Thema „gesunder Umgang mit dem Tod“ buchstäblich „vom Berg“ zu holen. Bitte tut es, wann immer ihr könnt. Es wird Leben retten."

Ein weiterer Höhepunkt war der überraschende Auftritt von Purple Schulz, der Popstar war mit Fritz Roth befreundet und wurde von ihm zu einem ganz besonderen Song (Der letzte Koffer) inspiriert.

Madita van Hülsen und Georg Kornthaler stehen beide für Werte, für die auch Fritz Roth sein Leben lang stand und Familie Roth auch in Zukunft stehen wird: den Tod aus der Tabuzone zu holen, darüber zu sprechen und wenn es sein muss, selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen.

In diesem Sinne wurde der Preis an Georg Kronthaler verliehen.

*Hintergrundwissen

Die Stiftung

Die Stiftung setzt sich für den Erhalt und die Förderung von Trauerritualen ein. Eine weitere Aufgabe ist Wissen über Tod und Trauer zu sammeln und für eine breite Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Ein enger Gedanken- und Erfahrungsaustausch verbindet die Stiftung mit international führenden Repräsentanten der Trauerforschung. Die wichtigsten Gedanken, Inhalte und Ergebnisse werden in Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Fritz Roth

Fritz Roth war bis zum Jahr 2012 der bundesweit bekannteste Vertreter der Bestattungs-branche. Durch seine öffentlichen Auftritte und seine Bücher und Filme hat er viel dafür getan, dass die Themen Trauer und Tod mehr (aber leider immer noch zu wenig) in den Blick der Öffentlichkeit gerückt wurden. Fritz Roth ist im Jahr 2012 gestorben. Nach seinem Tod wurde durch seine Witwe Inge Roth und seine Nachfolger Hanna Thiele-Roth und David Roth die Fritz Roth Stiftung ins Leben gerufen.

Madita van Hülsen

Madita van Hülsen hat viele Talente und einfach große Lust darauf, in ganz unterschiedlichen Welten zuhause zu sein. Als Moderatorin für verschiedene Fernseh- und Eventformate wird sie deutschlandweit gebucht (Sat.1, Kabel Eins, RTL, VOX, NDR uvm.). Gemeinsam mit Anemone Zeim hat Madita van Hülsen das Buch Vergiss mein nie - Mit Erinnerungen die Trauer gestalten geschrieben.

Beiträge aus den Medien über die Medienpreisverleihung:

  • Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers können Sie hier lesen
  • Bericht der Bergischen Landeszeitung/Kölner Runschau können Sie hier lesen
  • Bericht des Magazins CityNEWS Köln können Sie hier lesen