Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation

Denkanstoß 2
"Wir trauern"


Es gibt bei uns im Haus der menschlichen Begleitung viele Plätze, die uns an unseren Vater erinnern. Er hat das Haus aufgebaut, die Kunst, die hier überall zu sehen ist, hat er ausgesucht. Er hat die Räume im „Landhotel der Seele“, wie er unser Bestattungshaus getauft hat, eingerichtet. Unser Vater hat viele seiner Träume hier verwirklicht.

Im Moment überwiegt die Traurigkeit, dass er eben nicht mal eben in eine Besprechung herein rauscht, eine Idee durch die Luft sirren lässt und uns mit seiner Begeisterung mitreißt.

Die Trauerphase des Nicht-Wahrhaben-Wollens liegt hinter uns. Da wir die Diagnose Leberkrebs kannten und Fritz nie verheimlicht hat, wie schnell der Krebs seinen Körper zerstörte, haben wir uns innerlich auf sein Sterben vorbereiten können. Sein Mut und seine Offenheit haben uns sehr geholfen, mit dieser schweren Situation umzugehen.

Natürlich gab es auch in unserer Familie Konflikte. Unser Vater hat auf dem Sterbebett noch einmal das Gespräch mit uns gesucht und konnte zeigen, wie sehr er uns geliebt hat, auch wenn natürlich in seinem Leben der Beruf, und damit im wahrsten Sinne des Wortes seine Berufung, häufig eine größere Rolle spielte als seine Familie.

Im Moment durchleben wir eine Phase aufbrechender Emotionen. Natürlich ist da zunächst Trauer. Aber es kommt auch Wut hoch, eben Wut auf den Vater, der oft nicht da war. Und dann gibt es wieder Momente voller Glück, wenn wir Menschen begegnen, die uns mit ihrer warmherzigen Anteilnahme und liebevollen Zuwendung einfach nur sprachlos machen. Trauer braucht Gemeinschaft. Allein dass über 2500 Menschen zu seiner Trauerfeier gekommen sind, war für uns ein wunderbares Zeichnen, dass unser Vater Spuren nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in den Herzen vieler anderer Menschen, hinterlassen hat.

Auch aus der Bestattungsbranche, mit der Fritz ja bekanntlich häufiger mal auf Kriegsfuß stand, erreichen uns berührende Zeichen der Anteilnahme, aber auch des Respekts. Viele Kolleginnen und Kollegen erkennen an, dass Fritz Roth, auch wenn er seinen Berufsstand oft kritisiert hat, viel für das Ansehen und die Weiterentwicklung der Branche getan hat.

Im Haus der menschlichen Begleitung wird es auch in diesem Jahr Konzerte, Lesungen und Vorträge geben. Wir hatten sehr viel Freude daran, das Jahresprogramm 2013 zu planen und freuen uns, dass wir es in den nächsten Tagen an Sie verschicken können.

So gibt es auch in der Trauer immer wieder schöne Momente.

Trauer braucht Zeit. Es werden noch Monate vergehen, bis unser Vater für uns zu einem inneren Begleiter geworden ist, bis wir nicht mehr in unserem Büro sitzen und das Gefühl haben, gleich kommt er die Auffahrt heraufgefahren, steigt mit dem Telefon am Ohr aus, lacht uns am Fenster zu und signalisiert, ich hab’ da so eine
Idee, die wir sofort umsetzen müssen.

Herzlichst,

Hanna Roth und David Roth

Bergisch Gladbach im Februar 2013


Presse-Kontakt:
Reichert Medien Consultants, Gotenstr. 5-7, 65929 Frankfurt am Main,
Tel. 069/78 99 50-35, Fax. 069/78 99 50 36, Mail: kr@medien-consultants.de